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29. Februar 2024

Kranzniederlegung am Gedenkstein zur Judenverfolgung

Kranzniederlegung am Gedenkstein zur Erinnerung an die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger

Im Jahr 2013, genauer am 4. Juli, wurde der Gedenkstein zur Erinnerung an die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur wurden, in Hilchenbach aufgestellt. Mit einem Mahnmal im Blickpunkt der Öffentlichkeit, in der Nähe des Marktplatzes, wird die Erinnerung „lebendig“ gehalten.

Jeweils am 28. Februar, dem Deportationstag von Elisabetha Holländer und ihrem Sohn Lothar Holländer, findet die Kranzniederlegung am Gedenkstein statt, um an das Schicksal der Hilchenbacher Jüdinnen und Juden zu erinnern.

Der erste stellvertretende Bürgermeister Olaf Kemper begrüßte die rund 40 Bürgerinnen und Bürger am Gedenkstein. Er erzählte die Geschichte der seit 1869 in Hilchenbach niedergelassenen jüdischen Familien. Einige Jüdinnen und Juden waren bereits bis 1939 in verschiedene Länder ausgewandert und entgingen somit den Gräueltaten der Nazis. Die zwölf verbliebenen Juden wurden im Jahr 1942 deportiert und ermordet. Olaf Kemper zeigte sich erschrocken über die aktuellen Geschehnisse in Israel und forderte dazu auf: „Klare Kante gegen rechten und linken Antisemitismus! Klare Kante gegen den als Kritik an Israel getarnten Antizionismus, der in der Mitte unserer Gesellschaft gegen Juden Stimmung macht. Das sind wir Gerti und Lothar Holländer schuldig!“

Bevor zum Abschluss die Tochter von Olaf Kemper, Nelly Kemper, ihren Brief an ihre Freundin Ella in Israel vorlas, spielten der Lehrer Benjamin Lösch und zwei Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Stift Keppel zwei Musikstücke auf der Posaune.

Nelly Kemper hatte Ella im Rahmen der seit 50 Jahren bestehenden Partnerschaft zwischen Siegen-Wittgenstein und dem israelische Kreis Emek Hefer bei einem Jugendaustausch im letzten Sommer kennengelernt. Eigentlich stand in diesem Jahr der Gegenbesuch in Israel an, doch durch den Terrorangriff der Hamas auf Israel war dies nicht mehr möglich. Sie schreibt in ihrem emotionalen Brief: „Ella, ich hatte so eine Angst um Dich. Was wäre gewesen, wenn Du beim Supernova Festival dabei gewesen wärest? Du liebst doch Musik wie ich auch. Ich will es mir gar nicht vorstellen, diese schrecklichen Gedanken auszumalen. 364 junge unschuldige Menschen sind dort brutal umgebracht oder entführt worden. Meine Ella gefoltert oder als Geisel der Hamas in einem dunklen Tunnel in Gaza? Ella, das darf alles nicht wahr sein…“ Nelly Kemper ließ die Besucherinnen und Besucher der Gedenkstunde an ihrem Unverständnis über die schlimmen und grausamen Taten oder Worte gegenüber Jüdinnen und Juden sowie die schlimmen Bilder über aktuellen Judenhass, zum Beispiel in Social Media, teilhaben.

Mitglieder der Stadt Hilchenbach und einiger Fraktionen sowie der Verein Atatürk Siegerland (ADD) nahmen an der Gedenkstunde teil und legten einen Blumenkranz am Gedenkstein ab.