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Attraktivität der Stadt Hilchenbach
Bürgerbefragung der Universität Siegen zur Attraktivität der Städte und Gemeinden:
Ergebnis der als Online-Umfrage: Schnelles Internet auf Platz 1 der Wunschliste – auch in Hilchenbach!
Was ist aus Sicht der Bevölkerung für die Attraktivität einer Stadt oder Gemeinde besonders wichtig? Das haben Forscherinnen und Forscher der Universität Siegen unter Leitung von Frank Luschei im Rahmen einer Studie mit zwölf Städten und Gemeinden in Südwestfalen untersucht.
Ein gut ausgebautes Telekommunikationsnetz ist für viele Menschen das wichtigste Attraktivitätsmerkmal gefolgt von einem guten Gesundheitssystem, einer hohen Lebensqualität und einem gepflegten Ortsbild. Das haben die Wissenschaftler/innen des Forschungskollegs der Universität Siegen (FoKoS) im Rahmen des Forschungsprojektes „Attraktivität von Städten und Gemeinden“ herausgefunden. Ziel war es, ein Online-Instrument zu schaffen, mit dem die „empfundene“ Attraktivität von Kommunen gemessen werden kann – also das, was Einwohner an ihrem Heimatort schätzen. Die Forschenden haben dazu eine Online-Befragung entwickelt, in der Bürgerinnen und Bürger angeben können, wie wichtig ihnen bestimmte Attraktivitätsmerkmale sind. Im zweiten Schritt geht es darum, die eigene Stadt oder Gemeinde anhand der Merkmale zu bewerten. Zwölf Kommunen in Südwestfalen haben sich an der Studie beteiligt, darunter die Stadt Hilchenbach.
Die Ergebnisse hätten ihn teilweise überrascht, sagt Projektleiter Frank Luschei: „Ich hätte zum Beispiel nicht gedacht, dass der Zugang zu schnellem Internet für die Südwestfalen ein so großes Thema ist. Offenbar sind längst nicht alle Orte mit entsprechenden Leitungen versorgt.“ Während die Nutzung moderner Kommunikationsmittel bei vielen also höchste Priorität hat, bleibt das Fahrrad offenbar eher in der Garage stehen. „Radwege und -Verbindungen“ gehören für die Teilnehmenden der Studie zu den weniger wichtigen Attraktivitätsmerkmalen der Städte und Gemeinden, ebenso ein „reges Nachtleben“. Beide Kriterien finden sich am unteren Ende des Rankings, also der Rangliste. „In Südwestfalen fahren eben die wenigsten Menschen mit dem Fahrrad zur Arbeit. Und ein aufregendes Nachtleben erwarten sie in ihren Heimatorten gar nicht erst“, erklärt Luschei.
Die Meinung ihrer Bürgerinnen und Bürger zu kennen, ist für Städte und Gemeinden nach Einschätzung des Diplom-Psychologen sehr wichtig: „Die subjektive Einschätzung der Bevölkerung hat einen großen Einfluss auf demografische Prozesse. Wenn Kommunen verstehen wollen, warum Menschen umziehen, brauchen sie Informationen von ihren Bürgern.“ In herkömmlichen Städte-Rankings spielten solche Informationen bislang jedoch keine Rolle, kritisiert Luschei: „Die Rankings beruhen in der Regel ausschließlich auf statistischen Daten zu Infrastruktur, Wirtschaftskraft oder der Arbeitsmarktentwicklung.“ Bei dem Projekt „Attraktivität von Städten und Gemeinden“ gehe es auch darum, diese Lücke zu schließen.
Wertvolle Ergebnisse auch für die Stadt Hilchenbach
Vollständiger Bericht als Download-Dokument
Genaue Informationen über „ihre“ Ergebnisse im Rahmen der Studie hat Stadt Hilchenbach wie andere teilnehmenden-Städte und Gemeinden in einem ausführlichen Abschlussbericht erhalten, der rechts unter Dokumente zum Herunterladen zur Verfügung steht. Dort finden Interessierte auch eine kurze Übersicht.
Die Stadtverwaltung legt Wert darauf, dass die Resultate der Attraktivitätsbefragung bei Entscheidungen zur zukünftigen Entwicklung der Stadt am Rothaarsteig berücksichtigt werden. Bis zum Stichtag, 2. November 2016, hatten aus Hilchenbach immerhin insgesamt 370 Menschen an der Online-Umfrage teilgenommen, wodurch die Ergebnisse für Bürgermeister Holger Menzel einen beachtlichen Stellenwert besitzen, auch wenn sie nicht repräsentativ sind: „Die Meinungen der Teilnehmenden zur Attraktivität unser Stadt sind uns wichtig, denn grundsätzlich spiegeln diese ein Stimmungsbild in der Bevölkerung wider.“
Bereits in der Sitzung am 16. November 2016 hat daher der zuständige Stabsstellenleiter der Stadt Hilchenbach, Kyrillos Kaioglidis, im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehrsplanung über die Attraktivitätsbefragung zu Hilchenbach berichtet und darauf hingewiesen, dass diese durchaus auch als Handlungsempfehlung bei kommunalpolitischen Entscheidungen berücksichtigt werden kann.
Die Ergebnisse haben einerseits Erwartungen und Einschätzungen bestätigt und andererseits auch Überraschendes ergeben. „Dass die Bewertung eines regen Nachtlebens in Hilchenbach nicht positiv ausfällt, war aus unserer Sicht nicht verwunderlich. Die Tatsache, dass dieses Merkmal aber auch für die Bevölkerung nicht wichtig ist, bedeutet für die Stadt Hilchenbach, dass hier kein Handlungsbedarf besteht“, nennt Kyrillos Kaioglidis ein Beispiel für den Nutzen der Befragung. Überraschend war für die Stadtverwaltung dagegen die Einschätzung, dass die beruflichen Chancen von den Teilnehmenden als nicht so gut bewertet wurden. Immerhin ist in Hilchenbach neben zahlreichen anderen Unternehmen mit der SMS group einer der größten Arbeitgeber Südwestfalens ansässig, der neben vielen verschiedenen Ausbildungsplätzen sogar weltweit gute Berufsperspektiven bietet.
Aktuell erfreulich im Hinblick auf die angestrebte Zertifizierung und Auszeichnung der Stadt als Luftkurort ist, dass die Befragten die touristischen Rahmenbedingungen und die Infrastruktur durchaus relativ positiv bewerten. So kann Hilchenbach mit Naturerlebnissen punkten, aber auch mit ruhiger Wohngegend sowie guten Kultur-, Sport- und Freizeitangeboten. Dieses positive Ergebnis macht gleichzeitig die hohe Lebensqualität in der Stadt am Rothaarsteig deutlich.
Dass es an guten Einkaufsangeboten mangelt und diese der Bevölkerung andererseits besonders wichtig sind, ist der Stadtverwaltung durchaus bewusst. Diese setzt daher darauf, dass mit der Ausweisung des ehemaligen USH-Firmengeländes als Einzelhandelsstandort und der Ansiedlung eines Drogeriemarktes und Vollsortimenters ein Schritt in die richtige Richtung und zur Verbesserung der Versorgungs- und Einkaufssituation in Kürze gelingt.
Fazit aus Sicht der Stadt Hilchenbach zur Umfrage: Jede Information, die aus der Bürgerschaft kommt, lohnt und kann bei Mehrfachnennung zu Handlungsempfehlungen führen.
Ein weiterer Gesichtspunkt bei der Teilnahme an der Attraktivitätsbefragung der Universität Siegen war, die Akzeptanz und Möglichkeiten einer Online-Befragung zu testen. Auch hierzu stellt Bürgermeister Holger Menzel fest, dass es sich gelohnt hat: „Aus unserer Sicht ist eine Umfrage über das Internet durchaus eine zeitgemäße Möglichkeit, um Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen.“
Projektleiter Frank Luschei wünscht sich, dass die Erkenntnisse aus der Umfrage kommunalpolitisch weiter diskutiert werden, denn die Städte und Gemeinden könnten daraus konkrete Fragestellungen und Handlungsempfehlungen für Entscheidungen entwickeln.
Anfragen aus Hessen und Rheinland-Pfalz
Rund 3.500 auswertbare Online-Fragebögen haben die Wissenschaftler/innen aus den teilnehmenden Städten und Gemeinden insgesamt zurückbekommen. Keine überragende Rücklaufquote, sagt Frank Luschei. Es ist schwierig, Bürgerinnen und Bürger zu erreichen und sie zur Teilnahme an der Befragung zu motivieren. Auch dies ist ein Ergebnis der Studie, die Luschei insgesamt aber als Erfolg wertet: „Repräsentativität war von Anfang an nicht unser Anspruch. Die Onlinemaske ist so aufgebaut, dass sie trotzdem empirische Untersuchungen ermöglicht.“
Städte und Gemeinden sollen die Befragung in Zukunft auch selbst durchführen können. Sie können dabei auch gezielt bestimmte Personengruppen wie „Ältere“ oder „Familien“ in den Fokus nehmen und deren Daten gesondert auswerten. Möglichkeiten, die auch überregional auf Interesse stoßen: Erste Anfragen zu dem Online-Fragebogen sind bereits bei den Siegener Forscher/innen eingegangen – unter anderem aus Hessen und Rheinland-Pfalz.
Kontakt:
Frank Luschei
Telefon 0271/740 4508
E-Mail: frank.luschei@uni-siegen.de