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Ginsburg - Wahrzeichen der Stadt Hilchenbach
Geschichte und Geschichten der Ruine
Bei der Ginsburg handelt es sich um die Ruine einer hochmittelalterlichen Höhenburg im zur Stadt Hilchenbach gehörenden Stadtteil Grund im Kreis Siegen-Wittgenstein (Südwestfalen), die auf eine wechselvolle und teilweise sehr bedeutende Geschichte zurückblicken kann.
Auf dem Felsengrund einer Grauwacken-Schieferbank gründeten Ende des 11. oder Anfang des 12. Jahrhunderts unbekannte Bauherren in einem sicherlich nicht vollendeten, dann verfallenen Ringwall einer späteisenzeitlichen Wehranlage eine vierkant gemauerte Turmburg. Ihre Errichtung mag auf sächsisch-westfälische Vorstöße in das ehemals fränkisch-sächsische Grenzwaldgebiet oder gar auf Auseinandersetzungen zwischen der Kölner und Mainzer Erzdiözese, deren Kirchenprovinzen im Siegquellgebiet aneinander stießen, zurückzuführen sein.
Die nassauische Burganlage wurde im 13. Jahrhundert auf den Resten eines Vorgängerbaus errichtet. Die Ginsburg wurde mit großer Wahrscheinlichkeit unter dem lateinischen Namen "novum castrum", also "Neue Burg", in einer Urkunde vom 16. Dezember 1255 erstmals erwähnt. Unter dem heute gebräuchlichen Namen "Ginsberg" oder "Ginsburg" kommt die Bergfeste erstmals in einer Urkunde vom 27. April 1292 vor. Ihre Bedeutung im Mittelalter wird anhand der Tatsache deutlich, dass ihr Besitzer, der Graf von Nassau, sich 1384 und 1389 von König Wenzel (1378 bis 1400) mit einem Freien Stuhl auf dem Ginsberge belehen ließ. Das ist um so bemerkenswerter, als Femgerichte außerhalb Westfalens, zu dem das Siegerland erst seit 1817 gehört, nicht anzutreffen sind.
Besondere Bedeutung erlangte die Anlage im Jahr 1568, als Wilhelm I. von Oranien-Nassau vom 31. März bis 2. April auf der Ginsburg zu geheimen Verhandlungen weilte und sich nach der Literatur in der Folge Teile des Heeres seines Bruders Ludwig für den Feldzug zur Befreiung der Niederlande von spanischer Herrschaft auf der angrenzenden Ginsberger Heide sammelten.
Im 17. Jahrhundert verfiel die Burg zur Ruine. Nach Beendigung der Ausgrabungsarbeiten wurde der noch drei Meter hohe Stumpf des Hauptturms in freier Rekonstruktion in den Jahren 1967 und 1968 neu aufgemauert.
Heute ist die Anlage deutsch-niederländische Gedenkstätte, Ausstellungsraum, Trauzimmer, Grünes Klassenzimmer, Veranstaltungsort, lokales Ausflugsziel und Aussichtspunkt. Im Jubliäumsjahr "450 Jahre Wilhelm I. von Oranien-Nassau auf der Ginsburg" gewann sie eine weitere Funktion hinzu. Seit 2018 ist die Ginsburg einer von 20 außerschulischen Lernorten in Westfalen, die eine Bedeutung als Denkmal und einen Europabezug aufweisen. Mit diesem unter dem Titel "Europa in Westfalen" vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe koordinierten und unterstützen Projekt sollen junge Menschen für das Gefüge "Heimat - Europa - Kulturelles Erbe" interesiert werden.
Ballade von Johann Hübner
Neben den historisch belegten Informationen ranken sich um die Ginsburg zahlreiche weitere Geschichten, die nicht verbürgt sind. Die bekannteste, über Generationen überlieferte Erzählung ist die von dem Raubritter Johann, genannt Hans, Hübner. Die Sage hat nicht zuletzt Hilchenbachs berühmte Persölichkeit Jung-Stilling schon in seinem 1777 erschienenen Buch "Stillings-Jugend" erwähnt. Manche behaupten, den Raubritter Johann Hübner auch heute noch ab und an auf dem Burggelände zu sehen. Ob dies ein Geist ist oder nur ein Schauspieler bleibt der Phantasie jedes einzelnen überlassen. Die Hilchenbacher Schlossberg-Raubritter präsentieren jedenfalls Geschichten rund um die Sagengestalt "Hans Hübner" bei verschiedenen Veranstaltungen und besonders gerne auch am Originalschauplatz, der Ginsburg.
Lesen Sie zur Sage folgende Ballade:
Der Johann Hübner war bekannt
als Raubritter im ganzen Land,
hat jeder vor gezittert.
Er sah auch schon zum Fürchten aus:
mit schwarzem Bart, sein Haar so kraus
und seine Haut verwittert.
Ein Auge nur noch hatte er;
mit dem da blickte er umher
aus seinem Räuberneste.
Das war die Ginsburg, überall
gezeichnet schon von dem Verfall,
die einst so stolze Feste.
Und sah er einen Kaufmannszug,
den überfiel er wie ein Spuk
mit seinen Spießgesellen.
Den Bauern raubte er das Vieh;
doch wie man auch um Hilfe schrie,
kam niemand, ihn zu stellen.
Schließlich nahm sich Fürst Christian
von Dillenburg der Sache an
und schickte einen Späher;
der hieß Hanns Flick und war gescheit,
forschte im Lande weit und breit
und kam dem Hübner näher.
Da ließ der Räuber seinem Pferd
die Hufeisen grad umgekehrt
von einem Schmied anschlagen.
Was hinten war, wies nun nach vorn;
der Hanns, er irrte wie verlorn
und wollte fast verzagen.
Er hat ihn doch noch aufgespürt,
den Fürsten eiligst hergeführt
mit kampferprobten Reitern.
Und in der Nacht beim Mondenschein,
da kreisten sie den Hübner ein
samt all seinen Begleitern.
Schon tönte Kampflärm durch den Wald.
Der Fürst, er fand den Hübner bald;
der wollt’ sich nicht ergeben.
Er zog sogleich sein scharfes Schwert
und hat verbissen sich gewehrt;
es ging ja um sein Leben.
Endlich traf ihn der Fürst aufs Haupt;
da hat der Hübner ausgeraubt,
kam gleich unter die Erde.
Jedoch: Noch heute reitet er
beim Mondschein um die Ginsburg her,
auf seinem schwarzen Pferde.