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Carl Kraemer - Vater des Tierschutzgesetzes

Schutz der Tiere als Lebensaufgabe

Carl Kraemer wurde am 22. Dezember 1873 in Hilchenbach, Bruchstraße 28, geboren und starb am 12. Mai 1951 ebenfalls hier in Hilchenbach.

Schon als Schüler beschäftigte er sich mit Pflanzen und Tieren in Wald und Feld. Den heimischen Vögeln galt seine besondere Liebe. Wegen seiner umfassenden Kenntnisse auf diesem Gebiet wurde er bereits im Alter von 23 Jahren zum korrespondierenden Mitglied der zoologischen Sektion des Westfälischen Provinzialvereins für Wissenschaft und Kunst in Münster berufen.

1899 übernahm er den Vorsitz des im Jahre 1885 gegründeten Tierschutz-Vereins Hilchenbach von dem Natur- und Tierforscher Richard Becker, der ihn bis dahin in seinem Denken und Handeln gefördert hatte.

Seit 1894 verband Carl Kraemer eine Freundschaft mit dem Berliner Ehepaar Hans und Meta Beringer, die dem seinerzeit größten Berliner Tierschutz-Verein zur Bekämpfung der Massentierquälereien vorstanden. Diese beriefen ihn 1912 als hauptamtlichen Mitarbeiter nach Berlin. Dort führte er den Berliner Verein zu großer Wirksamkeit.

Im 1. Weltkrieg widmete sich Carl Kraemer dem Schutz der verwundeten Pferde. Er  errichtete Pferdelazarette und startete Aufrufe für Geld- und Sachspenden, mit denen die Versorgung der verwundeten Tiere sichergestellt wurde. Der gelernte Sattler, der seinen Meisterbetrieb bis 1912 in Hilchenbach hatte, entwickelte 1915 sogar einen besonderen Pferdetransportwagen. Dieser wurde wenig später in Serie hergestellt.

Selbst Hindenburg wurde so auf ihn aufmerksam und unterstütze sein Tun mit einem persönlichen Handschreiben. In Genf vertrat er die Interessen des Deutschen Reiches als dort über den Internationalen Roten Stern verhandelt wurde, der den verwundeten Kriegspferden internationalen Schutz gewähren sollte.

In der Nachkriegszeit betrieb Carl Kraemer in Berlin eine Druckerei, in der er in Millionenauflagen Tierschutzwerbeschriften herstellte. Große Verdienste erwarb er sich bei der Gründung des Schlachtgesetzes und der Regelung der Betäubung aller Schlachttiere vor der Blutentziehung.

Die Krönung seiner Arbeit erfuhr er aber am 24. November 1933, als das erste deutsche Tierschutzgesetz erlassen wurde. Dafür hatte er sich so leidenschaftlich eingesetzt, dass der zuständige Referent im Reichsministerium des Inneren, Dr. von Seefeld, ihn den "Vater des Tierschutzgesetzes" nannte. Dem Versuch der Nationalsozialisten, die deutschen Tierschutzvereine im Reichstierschutzbund gleichzuschalten, begegnete Carl Kraemer, indem er den Berliner Tierschutzverein auflöste und einen "Verlag Deutscher Tierschutzwerbedienst GmbH" gründete, der insbesondere die Schulen mit den Tierschutzheften belieferte.

Als im 2. Weltkrieg Papierknappheit die Arbeit fast unmöglich machte, kehrte Carl Kraemer Ende 1943 in seine Heimat zurück. Nachdem im April 1945 das Berliner Verlagsgebäude durch Bombenangriffe zerstört wurde, setzte er seine Arbeit von Hilchenbach aus bis zu seinem Tode fort. Bekannt aus dieser Zeit insbesondere "Der Deutsche Tierschutzkalender" für die Schulen.

Carl-Kraemer-Stiftung

27 Jahre nach seinem Tod, genau am 20. Juni 1978 wurde in Bad Harzburg die Carl-Kraemer-Stiftung zur Förderung des Tier- und Naturschutzes als "Stiftung Deutsches Tierschutzmuseum" gegründet.

Carl-Kraemer-Realschule

Die Stadt Hilchenbach und die städtische Realschule würdigen Carl Kraemer durch die Namensgebung. Die Realschule Hilchenbach heißt seit 23. Februar 2005 Carl-Kraemer-Realschule. Dem Vorschlag der Schule zur Namensgebung entsprach der Rat der Stadt Hilchenbach einstimmig.

Carl-Kraemer-Buch

Sie möchten mehr über Carl Kraemer erfahren? - Hier unser Buchtipp:

"Carl Kraemer - Leben und Werk" von Karl Zoll, Hilchenbach, 2005
Herausgeber: Hilchenbacher Geschichtsverein e. V.
108 Seiten, Preis: 8 Euro

Zu erwerben ist das Buch im Stadtmuseum Hilchenbach.

Tierschutz in der Landesverfassung und im Grundgesetz

Aktuell wird der Erfolg von Carl Kraemers Wirken belegt durch zwei bedeutende politische Entscheidungen:

Der nordrhein-westfälischen Landtag hat im Juni 2001 mit Zustimmung aller Parteien den Tierschutz als Staatsziel in die Landesverfassung aufgenommen. Im Artikel 29 heißt es nun: "Die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere stehen unter dem Schutz des Landes, der Gemeinden und Gemeindeverbände." Im Artikel 7 wurde Verantwortung für Tiere als Erziehungsziel für die Jugend aufgenommen. NRW hat damit als 11. Bundesland, den Tierschutz in die Verfassung aufgenommen und gleichzeitig auch den Deutschen Bundestag aufgefordert, den Tierschutz im Grundgesetz zu verankern.

Dies ist im Jahre 2002 geschehen, indem Bundestag und Bundesrat mit großer Mehrheit beschlossen haben, Artikel 20a um drei Worte zu ergänzen. Danach schützt der Staat die natürlichen Lebensgrundlagen "und die Tiere".  Deutschland hat  als erster Staat der EU Tierschutz zum Staatsziel erklärt.

Beschlüsse im Sinne von Carl Kraemer und gleichzeitig Beschlüsse, die ohne seine Initiative und sein Schaffen vielleicht nicht möglich geworden wären.

Tierschutz in Hilchenbach

Neben diesen wichtigen politischen Aussagen zählt im Tierschutz aber vor allem die praktische Tat.

Diese steht auch beim Tierschutzverein Hilchenbach (und Umgebung) e. V. an erster Stelle. Im Gedenken an Carl Kraemer (Zitat: "Schützt und pflegt die Tiere. Dafür tue jeder sein Bestes!") setzen sich mehr als 300 Mitglieder des Vereins im Raum Siegerland, Wittgenstein und Olpe weiterhin für den Schutz der "manchmal gar nicht so stummen Kreatur" ein.

Mehr zur aktuellen Arbeit des Tierschutzvereins für Hilchenbach und Umgebung e.V. erfahren Sie unten unter "Weitere Informationen" oder unter "Wichtige Links" im Internet-Auftritt des Vereins.

Weitere Informationen:

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