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Hilchenbach - gestern und heute

Eine feste Ansiedlung „Hilchenbach" dürfte es schon vor der ersten urkundlichen Erwähnung gegeben haben. Der Schutzheilige der alten Hilchenbacher Kirche, St. Veit, deutet darauf hin, dass zwischen 950 und 1000 hier eine Kirche vom Kloster Corvey aus gegründet wurde . Urkundlich wird "HEYLICHINBACH" erstmals im Jahr 1292 in einer Schenkungsurkunde der Gräfin Agnes von Nassau und ihres ältesten Sohnes Heinrich an das Kloster Keppel erwähnt. Eine urkundlich frühere Erwähnung - 1079 - liegt für die Stadtteile Müsen und Ruckersfeld vor.

Durch Urkunde vom 20. Juli 1365 ist belegt, dass in Hilchenbach ein "festes Haus" vorhanden war. Dieses war lange Zeit (von 1489 bis 1622) an die Adligen Wischel von Langenau belehnt. Im Jahre 1623 ist von einer Wasserburg die Rede, die statt des landesherrlichen Schlosses Ginsburg Residenz des Grafen Wilhelm von Nassau-Siegen-Hilchenbach (1592 - 1642) wurde. Auf Graf Wilhelm ist der Name der Burg zurückzuführen: "Wilhelmsburg". Die Burg war durch etliche Jahrhunderte Sitz des Gerichtes, zuletzt des Amtsgerichtes Hilchenbach. Das heutige Gebäude ist seit 1982 mit Stadtmuseum (mit wechselnden Ausstellungen), Stadtbücherei und Stadtarchiv sowie einem Ausstellungszimmer über bedeutende Persönlichkeiten der Stadt ein wichtiger Teil des kulturellen Lebens. Auch die Ende 2002 eingerichtet Dauerausstellung des Spielzeugdorfes Seiffen, Freundschaftsstadt Hilchenbachs, macht einen Besuch des "Kulturzentrums Wilhelmsburg" zu einem lohnenden Erlebnis.

Anno 1687 erließ "unser gnädigster Fürst Wilhelm Moritz von Gottes Gnaden Fürst zu Nassau" (1649 - 1691) jenen Freiheitsbrief, der das frühere Dorf Hilchenbach zum Flecken erhob, das Recht auf Markt und Mauern, vor allem die Wahl von jeweils zwei Bürgermeistern erlaubte und damit eine städtische Entwicklung einleitete.

Von der "alten" Zeit zeugt der historische Marktplatz, der von der Wilhelmsburg, von schmucken Fachwerkhäusern, dem neuen Rathaus und der doppeltürmigen ev. Kirche (ein spätklassizistischer Saalbau, errichtet 1844 - 1846) geprägt wird.

Überhaupt sind im gesamten Stadtgebiet noch etliche Zeugnisse der Vergangenheit zu finden. Die Denkmalliste der Stadt umfasst mittlerweile mehr als 200 Objekte. Dazu gehört auch die Ginsburg, die hoch über dem Stadtteil Grund liegt. In dieser nassauischen Grenzfeste, 1255 als "nowum castrum" (neue Burg) bezeichnet, spiegelt sich die Geschichte der nassauischen Grafen wider. Auf der "burk zu giensberge", wo 1520 zur Amtszeit des Burggrafen Ulrich von Anspach drei Zauberinnen aus Grund, Haarhausen und Oechelhausen verbrannt wurden, entwickelte 1568 der große Nassauer Wilhelm I. von Oranien (1533 - 1584) - genannt der Schweiger - Pläne für den niederländischen Freiheitskampf und traf letzte Feldzugsvorbereitungen. Die Ginsberger Heide war Sammelpunkt der dritten Heeresgruppe unter Graf Ludwig von Nassau (1538 - 1574). So ist Hilchenbach der Ausgangspunkt des niederländischen Freiheitskampfes. Wegen dieser besonderen Bedeutung und Lage wurde die Ginsburg als Ort ausgewählt, an dem am 6. Mai 2001der Rothaarsteig (überregionaler Wanderweg) mit etwa 10.000 Gäste eröffnet wurde.

Noch immer ist der Giller ein Treffpunkt für Wettstreiter. Allerdings geht es nicht mehr darum, in blutige Schlachten zu ziehen, sondern alljährlich ist ein Wettkampf in sportlichen Disziplinen angesagt. Sportlerinnen und Sportler aus dem gesamten Siegerland und der Umgebung messen hier ihre Kräfte. Im Laufe der Jahre entwickelten sich die Sporttage auf dem Giller zum größten Bergsportfest Deutschlands.

Außerdem bietet der Giller seit 1991 die einzigartige Kulisse für das internationale Musik- und Theaterfestival Kultur Pur.

Von historischer und aktueller Bedeutung ist auch das ehemalige Prämonstratenser-Frauenkloster Stift Keppel in Allenbach. Das heutige Gymnasium Stift Keppel ist aus der 1871 entstandenen Stift Keppelschen Schul- und Erziehungsanstalt hervorgegangen. Urkundlich erwähnt wird die Stiftung des Nonnenklosters Keppel im Jahr 1239 durch den Ritter Friedrich von Hain, "der Trierer". Gegründet wurde das Kloster zur Versorgung der adligen Töchter des Landes.

Um 1650 bildete sich in Hilchenbach eine Lateinschule, die sogenannte Rektoratsschule. Dieser folgte 1867 ein Lehrerseminar, welches im Zuge der Reform der Lehrerausbildung durch das Jung-Stilling-Gymnasium ersetzt wurde. Die Stadt Hilchenbach hat damit neben der Stadt Siegen die älteste Tradition im gehobenen Schul- und Bildungswesen des Siegerlandes zu bieten.

Die Vergangenheit wird lebendig auf dem Ausgrabungsgelände Altenberg im Stadtteil Müsen, wo eine einzigartige hochmittelalterliche Bergbausiedlung seit 1962 freigelegt und gesichert wurde. Die Ausgrabungsstätte kann besichtigt werden. Schautafeln geben auf einem Rundweg durch das Gelände die notwendigen Erläuterungen. Vermutlich hat es schon in der Keltenzeit einen Erzabbau gegeben. Archäologisch ist der Bergbau auf dem Altenberg für das 12. Jahrhundert nachgewiesen. Die Grube Stahlberg wird urkundlich im Jahre 1313 erwähnt. Das Ende des Bergbaus erfolgte im Jahre 1931. Die letzte Schicht wurde am 31. März gefahren. Besichtigt werden kann das Bergwerksmuseum mit einem begehbaren Stollen.

Der Stadtteil Müsen hat sich vom früheren Bergmannsdorf zu einem Feriendomizil gewandelt. Ein ganzes Feriendorf ist hier entstanden.

Nach Auskunft des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen erhielt Hilchenbach das preußische Stadtrecht im Zuge der revidierten Städteordnung 1831.