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Geschichte
Zeittafel zur Geschichte Hilchenbachs (bis 1899)*
*zusammengestellt und bearbeitet von Stadtarchivar i.R. Friedrich Klein (vollständige Übersicht bis 1969 in: 300 Jahre Stadtrechte Hilchenbach, 1687 – 1987, Festbuch – Programm (Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Hilchenbacher Vereine, Hilchenbach, 1987)
1048 - 1239
In diese Zeit fällt vermutlich der Bau der 1839 abgebrochenen St.-Veits-Kirche. Noch ungeklärt ist, ob schon zwischen 950 und 1000 eine St.-Veits-Kirche gebaut wurde.
1239
Friedrich von Hain gründet das Prämonstratenser-Frauenkloster Keppel. Es untersteht dem Abt des Klosters von Arnstein.
1230 - 1240
Graf Heinrich II. (der Reiche) von Nassau baut die Ginsburg.
1292
Die Gräfin Agnes von Nassau und ihre Söhne schenken eine Mühle samt Grundbesitz bei Hilchenbach ("sixtum iuxta Heylichinbach") dem Kloster Keppel, erste urkundlich Erwähnung Hilchenbachs.
etwa 1325
Die St.-Veits-Kirche in Hilchenbach wird Pfarrkirche, Hilchenbach bildet ein eigenes Kirchspiel (ausgepfarrt aus der Kirchengemeinde Netphen) und wird damit Sitz eines Niedergerichts und Verwaltungsmittelpunkt.
1337
Heinrich Kolbe von Wilnsdorf verkauft dem Grafen Heinrich von Nassau jährliche Einkünfte aus dem Dorf Hilchenbach.
1340
Eberhard Daube von Seelbach setzt seiner Frau Sophia ein Wittum aus, darunter auch "mine deile ...an dem Waltgude zu Helgenbach und Helmergenhusen"
1344
Friedrich Daube von Seelbach – Kurkölnischer Amtmann des Amtes Waldenburg (bei Attendorn) – bezeichnet die Siegerländer Dörfer Krombach, Ferndorf, Holzklau und Hilcherbach "als von alters" her dem Amte Waldenburg zugehörig.
1345
Johan von Holdinghausen verkauft an Heidenreich von Haiger "hus und hof gelegen bii des Pfaffen hoffe zu Helchenbach".
1384
König Wenzel belehnt die Grafen zu Nassau mit einem Freistuhl (Freigericht) auf der Ginsburg.
1398
Wynekin zu Helchenbach wird zum Freigrafen des Freien Stuhls zur Ginsburg ernannt.
1417
Im Amt Hilchenbach werden zwei Hütten erwähnt: "Item zu Helchenbach zwei Gulden Hüttengeld, Item ezu der Almach zwei Gulden".
1461
In der Herbstschatzungsliste der Rentei Siegen werden "Ernbusch hobmann und Voltz hobmann zu Hilchinbach" genannt.
1466
Hilchenbach hat 47 Häuser und etwa 300 Einwohner.
1467
Erste schriftlich überlieferte Erwähnung von Amt und Gericht Hilchenbach. Hierzu gehören die Siedlungen: Hilchenbach, Lützel, Oberndorf, Hadem, Helberhausen, Grund, Vor dem Wald, Watzenseifen, Alte Bruch, Siebelnhof, Hickebruch, Schreiberg, Sterzenbach, Haarhausen, Stöcken, Allenbach, Schloß Ginsburg, Hof Wehbach, Müsen, Dahlbruch, Schweisfurth und Winterbach. Zunächst waren die Burggrafen zum Ginsberg gleichzeitig Schultheiße des Amtes.
1477 - 1488
Grundstücksver- und –ankäufe der Familie Kolb von Wilnsdorf in Hilchenbach
1485
Erste Überlieferung eines Schöffensiegels des Gerichts Hilchenbach mit der bildlichen Darstellung eines schreitenden Wolfes. Der Wolf ist seit 1911 das Wappentier der Stadt Hilchenbach. Die königliche Genehmigungsurkunde ist im Stadtmuseum ausgestellt.
1489
Wilhelm von Wischel (Langenau) wird von Johann von Nassau mit einem Burgsitz und Haus als Mannlehen belehnt. In Hilchenbach waren damit die drei siegerländer Adelsfamilien Bicken von Hainchen, Kolbe von Wilnsdorf und Wischel von Langenau ansässig oder begütert.
1490
Im Amt Hilchenbach wütet die Pest. Die Herbstbede (Steuer) bleibt ungehoben.
1493
Graf Johann V. erhält vom Kloster Keppel das Patronatsrecht über die Kirche St. Vitus zu Hilchenbach.
1493
Nickel ist Schultheiß in Hilchenbach bis 1517 (Flurbezeichnung "Nickelnhof" bei der Florenburg Grundschule).
1498
Erneuerung der Landhecke an der nördlichen Grenze zum Herzogtum Westfalen (Kurköln). Festigung der Grenzen durch die Nassauer.
1523
Pfarrer Hermann von Kotzenrode wird als letzter katholischer Geistlicher in Hilchenbach erwähnt.
1530
Einführung des Augsburgischen Bekenntnisses (Confessio Augustana Variata) unter Graf Wilhelm dem Reichen. Der katholische Pfarrer Johann Diefenbach in Hilchenbach tritt zur lutherischen Lehre über. Er wohnt im Wittumshaus, nahe der Kirche.
1533
Erste Nennung einer Zollstelle in Hilchenbach.
1547
In Hilchenbach wütet die Pest.
ab 1563
Schriftliche Verhandlungen des Gemeingerichts Hilchenbach unter Vorsitz des Schultheißen und der Schöffen.
1568
Wilhelm von Oranien auf der Ginsburg, um mir militärischen Führern den niederländischen Feldzug gegen Spanien zu beraten.
1569
Verpfändung der Ämter Ferndorf, Krombach und Hilchenbach an den Grafen von Wittgenstein zu 14.122 Gulden. Vorbereitung des Feldzuges auf der Ginsberger Heide.
1578
Verpfändung des Amtes Hilchenbach gegen Erstellung von 12.000 Gulden an den Grafen von Hanau.
1581
Johann VI. (der Ältere) nimmt das reformierte Bekenntnis an, führt die Heidelberger Kirchenordnung (Pfälzische) sowie den Heidelberger Katechismus in den Kirchen und Schulen ein und veranlasst die Bildung von Presbyterien. Ebenso erhalten die Pfarrer die wichtigsten Werke reformierter Theologie, darunter die klassische Glaubenslehre Calvins, die Instituio christianae religionis.
1586
In der Schatzungsliste von Hilchenbach erscheinen vier Müller, ein Bäcker, ein Wirt, zwei Schneider, sechs Schuhmacher, ein Weber, vier Schmiede, ein Waffenschmied, drei Krämer und ein Weißbinder: Dazu werden in der Viehhaltung 30 Pferde, 403 Stück Rindvieh und 460 Schafe angegeben.
1601
Das Hilchenbacher Landgericht ist mit dem Schultheißen, dem (studierten) Landschreiber, 12 Schöffen und zwei Rednern besetzt. Die Hälfte der Schöffen kommt aus den Dörfern Haarhausen, Hadem, Lützel und Oberndorf.
1607
Graf Johann VII. (der Mittlere) bestimmt testamentarisch seinen Sohn Johann VIII. (den Jüngeren) zu seinem Nachfolger. Dieses Testament soll einer weiteren Teilung des kleinen nassau-siegenschen Besitzes vorbeuten.
1611
Erste urkundliche Erwähnung einer Schule in Hilchenbach.
1613
Johann VIII., der Jüngere, heiratet Ernestine von Ligne und tritt zum katholischen Glauben über.
1618
Ausbruch des 30-jährigen Krieges. Hilchenbach bleibt von Kriegswirkungen verschont.
1621
Johann der Mittlere verfügt wegen des Übertritts seines Erbsohnes Johann des Jüngeren zum katholischen Glauben zur Erhaltung des reformierten Bekenntnisses eine Teilung seines Landes in drei Stammteile. Graf Wilhelm erhält den zweiten Stammteil, die Ämter Hilchenbach, Ferndorf und aus dem Amt Netphen die Orte Ruckersfeld und Oechelhausen.
1622
Graf Wilhelm erwirbt durch Tausch die an die Wischel von Langenau verlehnte Burg zu Hilchenbach zur Hofhaltung. Damit zieht ein Beamtenstab in Hilchenbach ein.
1623
Johann der VII., der Mittlere, stirbt; sein Sohn Johann VIII., der Jüngere, besetzt auch das im nicht zugesprochene Land.
1624
Johann VIII. erklärt aufgrund eines kaiserlichen Mandats die Verfügung seines Vaters von 1621 für ungültig. Er schließt mit seinem Bruder Wilhelm einen Vertrag, der diesem das Amt und Gericht Hilchenbach, Schloß Ginsburg, ferner aus dem Amt Ferndorf das Dorf Müsen mit den Höfen Merklinghausen, Winterbach, Schweisfurth, Dahlbruch, die Breitenbacher Hütte und aus dem Amt Netphen die Orte Ruckersfeld und Oechelhausen zuweist. Das zog eine kirchliche Neuordnung nach.
1626
Das Kirchspiel Müsen wird gebildet. Der Bereich Müsen gehörte bis dahin zur Pfarrgemeinde St. Laurentius, Ferndorf (Ferndorfer Kirchenweg!). In Müsen stand eine St.-Nicolaus-Kapelle.
1627
Während das Amt Hilchenbach seit 1627 die zwei Kirchspiele Hilchenbach und Müsen umfaßt, bleibt das Gericht Hilchenbach einheitlich; die Müsener Orte wurden eingegliedert. Bereits 1624 trat der bisherige Ferndorfer Schöffe zu Müsen als Schöffe zum Gericht Hilchenbach über. Die Zahl der Schöffen wuchs damit auf 13.
1642
Graf Wilhelm von Nassau-Siegen-Hilchenbach stirbt an den Folgen einer Kriegsverletzung, die er sich in den Niederlanden zugezogen hat. Er war holländischer Feldmarschall und hatte keine Erben.
1645
Das Amt Hilchenbach huldigt dem Grafen Johann Moritz, der dieses Amt mit den übrigen evangelischen Ämtern (Ferndorf, Krombach, Freudenberg) vereinigt.
1652
Graf Johann Moritz wird in den Reichsfürstenstand erhoben.
1653
In Hilchenbach findet der letzte Hexenprozess statt. Unter dem Vorsitz des Schultheißen Theobald Stalp werden 18 Personen (14 Frauen und 4 Männer) wegen Abgötterei und Zauberei zum Tode verurteilt. Zehn werden verbrannt, die anderen, weil sie gütlich ihre Schuld bekannt haben, enthauptet und zur Erde bestattet.
1664
Graf Wilhelm Moritz wird in den Reichsfürstenstand erhoben.Johann Moritz läßt seinem Neffen und Adoptivsohn Wilhelm Moritz mithuldigen und setzt in
1678 als Mitregenten ein. Fürst Wilhelm Moritz war Hilchenbach äußerst zugetan; er nahm mit seiner Familie in der Hilchenbacher Burg seinen (Sommer-)Wohnsitz
1683
Fürst Wilhelm Moritz beginnt mit dem Bau eines neuen Schlosses. Dieses Schloß – baulicher Vorgänger der heutigen Wilhelmsburg – erhielt eine Galerie, ein Backhaus, ein Brauhaus, einen neuen Brunnen und eine neue Zugbrücke. Um das Haus war ein großer Lustgarten und Platz für weitläufige Wirtschaftsgebäude. Umfangreicher Grundstückstausch mit Hilchenbacher Grundeigentümern war vorausgegangen. Namen wie "Herrenwiese", "Herrnberg", "Wildgarten" und "Rondellswiese" geben noch heute Kunde von dem Ausmaß der Schloßanlage. Die Hilchenbacher Kirche erhielt einen sog. Fürstenstuhl, einen turmartigen Rundbau auf der Ostseite mit einem Saal, von dem aus die Landesherrschaft den Gottesdiensten beiwohnte. Fürst Wilhelm Moritz hat in den 80er Jahren dieses Jahrhunderts wohl ständig in Hilchenbach gewohnt. Dies ist nach erhaltenem Schriftwechsel, den er von Hilchenbach aus führte, als sicher anzunehmen.
1684
Fürst Wilhelm Moritz gründet 3 Zünfte:Massenbläser und Hammerschmiede,Gerber und Schuhmacher,Wagner, Fuhrleute und Köhler.Die letztere erhält ihren Sitz in Hilchenbach.
1687
Am 1. Mai 1687 wurde dem Dorf Hilchenbach mit einem Freiheitsbrief des Fürsten Wilhelm Moritz das Fleckenprivileg erteilt. Im einzelnen erhält der Freiheitsbrief für die zu Bürgern erhobenen Einwohnern die Rechte, den Flecken mit neuen Toren, Mauern, Gräben oder Palisaden zu befestigen, alljährlich am 1. Mai mit Stimmenmehrheit einen alten und einen jungen Bürgermeister zu wählen, jährlich zwei Jahrmärkte abzuhalten, Marktstandsgelder sowie Wegegelder zu erheben, die herrschaftlichen Güter zur Viehhude des Fleckens zu nutzen, die Befreiung von einem Großteil landesherrlicher Abgaben und von sämtlichen Hand-, Spann- und sonstigen Diensten, die Förderung der Justiz durch die Einsetzung eines Richters und eines Gerichtsschreibers, Förderung des Handwerks durch die Vermehrung der Zünfte, Zuziehende Bürger hatten ihre eheliche Geburt und guten Leumund nachzuweisen, 10 Reichstaler, Frauen nur 5 Reichstaler, zu zahlen und einen ledernen Eimer (zur Brandbekämpfung) einzubringen.
Alle diese Rechte und Freiheiten gewährte der Fürst gegen eine einmalige Entschädigung von 6.200 Reichstalern, die auf 77 Feuerstätten mit je mindestens 80 Talern umgelegt wurden.Seitdem ist den Fleckenbewohnern von ihren Nachbarn auf dem Lande eine gewisse Überheblichkeit nachgesagt worden. Diese Beurteilung ist durch Jung-Stillings Jugenderzählungen in die deutsche Literatur eingegangen:"In Westfalen liegt ein Kirchsprengel in einem sehr bergichten Landstriche, auf dessen Höhen man viele kleine Grafschaften und Fürstenthümer übersehen kann. Das Kirchdorf heißt Florenburg; die Einwohner aber haben von Alters her einen großen Ekel vor dem Namen eines Dorfes gehabt, und daher, ob sie gleich auch von Ackerbau und Viehzucht leben müssen, vor den Nachbarn, die bloße Bauern sind, immer einen Vorzug behaupten gesucht, die ihnen aber auch dagegen nachsagten, daß sie vor und nach den Namen Florendorf verdrängt, und an dessen Statt Florenburg eingeführt hätten; dem sey aber wie ihm wolle, es ist wirklich ein Magistrat daselbst, dessen Haupt zu meiner Zeit Johannes Henrikus Scultetus war. Ungeschlachte, unwissende Leute nannten ihn außer dem Rathhause Meister Hans, hübsche Bürger pflegten doch auch wohl Meister Schulde zu sagen".
1689
Am Vormittag des 1. Mai hatte die Bürgerschaft nach beendetem Gottesdienst die Bürgermeisterwahl vorgenommen. Nachmittags bricht im fürstlichen Hause bei einer Pulverprobe nach einer Explosion Feuer aus. Es griff auf den Ort über: Hilchenbach brannte bis auf fünf Häuser in wenigen Stunden ab.
1690
Der Fürst will das Haus wieder aufbauen, da er dieses Gebäude für seine Frau als Witwensitz vorgesehen hat.Das Lagerbuch von Hilchenbach verzeichnet folgendes:"ist die von alters her genannte Wilhelmsburg nach dem in anno 1689 großen, entstandenen Brand, soviel das unterste Stockwerk angeht, von Steinen wieder aufgeführt mit dabei befindlichen Gebäuden, an Häusern, Scheunen, Ställen, Gärten, Wassergraben, Flüssen, Teichen und dergl., welche sowohl für die bedienten als auch sonst zum Haus und Unterhalt und allerhand Feder,- desgleichen Rind- und anderen Viehs gebraucht werden".
1691
Fürst Wilhelm Moritz stirbt. Im folgt Wilhelm Friedrich Adolf zunächst unter der Vornundschaft seiner Mutter, der Fürstin Ernestine Charlotte.
1704
Ausbau des Turmes der Veitskirche mit einer eigenartigen Barockhaube. In der gleichen Zeit Neubau eines Pfarr- und Schulhauses und Ausbau des Marktplatzes.
1722
Tod von Fürst Wilhelm Friedrich Adolf. Ihm folgte sein Sohn Friedrich Wilhelm, zunächst unter Vormundschaft seiner Stiefmutter.
1734
Tod des Fürsten Friedrich Wilhelm; die reformierte Linie Nassau Siegen stirbt damit im Mannesstamm aus. Anspruch der katholischen Linie auf den reformierten Landesteil, der jedoch nie verwirklicht wurde. Die Wilhelmsburg wird Sitz des Gerichts und der Verwaltung. Streit um die Nachfolge.
1735
Amtmann Trainer schlägt dem Boten des Reichskammergerichts, der ihm das Mandat für die katholische Administration überbringen wollte, die Türe vor der Nase zu. Die beiden Hilchenbacher Bürgermeister Johann Wilhelm Weiß und Johann Henrich Schweisfurth erklärten namens der Bürgerschaft, daß sie das Mandat nicht annehmen und nicht anschlagen würden. In diesem Jahre drangen auf Befehl des Kölner Kurfürsten etwa 300 kölnische Bauern zum Teil von Brachthausen aus bis Siegen vor, mußten sich aber nach wenigen Tagen kläglich zurückziehen, wobei ihnen im Amt Hilchenbach über mitgespielt wurde, wie es in dem darauf entstandenen Spottlied hieß: "Als sie nun kommen ins Hilchenbacher Amt, da war schon der Leute ihr Hausen bekannt, da half kein Bitten, man zog sie aus und jagte sie nackend zum Lande hinaus".
1743
Auch die katholische Linie des Hauses Nassau-Siegen stirbt aus. Die Regierungsgewalt geht an die Diezer Linie des Hauses Nassau in den Niederlanden über. In Dillenburg werden für die nassauischen Stammlande die Zentralbehörden gebildet; in Siegen bleibt nur ein Unterdirektorium für Gerichts- und Verwaltungssachen. Hilchenbach verliert seine lokalen Amtsbehörden.
1750
Bericht des Schöffen Herz an die fürstliche Rentkammer zu Dillenburg über den Verfall der Wilhelmsburg.
1756
Ausbruch des Siebenjährigen Krieges, in dessen Verlauf zwischen Rhein und Weser sich die Truppen Frankreichs einerseits und des mit Brandenburg-Preussen verbündeten Herzogs Ferdinand zu Braunschweig-Lüneburg als Oberkommandierenden einer hannoversch-englischen Armee andererseits in der Besetzung des Landes abwechselten. Hilchenbach blieb von unmittelbaren Einwirkungen weitgehend verschont. Doch erlitt der Ort durch die Einquartierungen, Kontributionszahlungen, Requisitionen, Plünderungen und Fouragelieferungen starke materielle Belastungen.
1775
Ablösung des Amtskollegiums in Siegen und Wiederherstellung des Gerichts und der Verwaltung in Hilchenbach. Der Bezirk umfaßte außer dem alten Amt Hilchenbach (Obergericht) auch die Kirchspiele Ferndorf und Krombach (Niedergericht Hilchenbach) und aus dem Kirchspiel Netphen die Orte Buchen und Maustal und Hilnnhütten. Als Amtmänner waren nacheinander tätig: Philipp Pagenstecher, Johann Henrich Schenk und Johann Friedrich Adolf Diesterweg, Onkel des Schulreformers Adolf Diesterweg.
1806
Napoleon nimmt dem letzten deutschen Nassau-Oranier und niederländischen Generalstatthalter Wilhelm Friedrich, der dem Rheinbund nicht betritt, seine deutschen Stammlande.
1809
Die alte Fleckenverfassung wird aufgehoben. An die Stelle des Großamtes Hilchenbach tritt eine "Mairie Hilchenbach": sie umfaßt die Kirchspiele Hilchenbach und Müsen. Sie wird dem Kanton Netphen und dem Arrondissement Siegen zugeteilt. Damit ist ebenfalls die Aufhebung des Gerichtes Hilchenbach verbunden.
1813
Ende der französischen Herrschaft. Fürst Wilhelm Friedrich von Nassau-Oranien erhält das Siegerland zurück. Das Großamt Hilchenbach wird wieder eingerichtet.
1815
Durch den Wiener Kongreß geht das Teilfürstentum Siegen an Preußen über und wird dem Regierungsbezirk Koblenz (Rheinprovinz) zugeteilt. Das übrige Nassau wird vergrößert und zum Herzogtum erhoben (1866 von Preußen annektiert).
1816
Der Kreis Siegen wird in den Regierungsbezirk Arnsberg (Provinz Westfalen) eingegliedert.
1817
Einführung der preußischen Bürgermeisterei in Hilchenbach.
1824
Hilchenbach erhält den Titel "Stadt".
1826
Einrichtung einer Postexpedition in Hilchenbach.
1831
Nach Auskunft des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen erhielt Hilchenbach das preußische Stadtrecht im Zuge der revidierten Städteordnung.
1833
Bau der Wittgensteiner Straße. 1835 Hilchenbach wird wieder Gerichtssitz.
1836/1837
In Hilchenbach wird die Städteordnung eingeführt und das erste Magistratskollegium gebildet.
1837
Gründung einer Sonntagsschule (Fortbildungsschule).
1838
Hilchenbach hat 18 Gastwirtschaften.
1839
Die aus dem 12./13. Jahrhundert stammende St.-Veits-Kirche wird wegen angeblicher Baufälligkeit abgebrochen.
1841
Gründung einer Privatschule für "Söhne aus Handels- und Geschäftskreisen" durch Pfarramtskandidat C.-P. Trainer (Vorläufer der späteren Rektoratsschule).Gründung der Liedertafel durch Dr. med. Romberg.
1842
Erste Fahrpost nach Siegen eröffnet.
1843
Waldarbeiter demonstrieren gegen die Lohnverhältnisse im Lützeler Forst.
1844
24. April: Grundsteinlegung zur heutigen Evangelischen Kirche, ein inzwischen unter Denkmalschutz stehender, spätklassizistischer Saalbau.
26. April: Brandkatastrophe. Die nördliche Marktseite mit den Häusern der vorderen Gasse werden vernichtet. Insgesamt gehen das städtische Schulhaus, die Müllersche Gerberei, 35 Wohnungen und 5 Nebengebäude in Flammen auf.
1846
Die neu erbaute Kirche wird eingeweiht.Eine täglich verkehrende zweispännige Personenpost von Siegen nach Marburg hält in Hilchenbach.Dr. Romberg gründet einen Volksleseverein.
1847
Große Armut in Hilchenbach. Bürgermeister und Amtmann Reifenrath berichtet, "daß der Wohlstand nie so gedrückt gewesen sei wie jetzt, selbst Bemittelte können kein Korn kaufen".Bürgermeister Reifenrath gibt die Verwaltung des Amtes Hilchenbach an Amtmann Kocher ab.
1848
Dr. med. Romberg versucht, auf dem Marktplatz eine Volksversammlung abzuhalten. Der Bürgermeister löst diese Versammlung auf.10. Mai: Wahlen zur deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche für die Kreise Siegen, Wittgenstein und das Amt Kirchhundem in der neuen Kirche zu Hilchenbach.
1849
Bürgermeister Reifenrath gibt sein Amt an Heinrich Schmitt aus Varste (Bruder des Gerbereibesitzers Jakob Schmitt) ab.Das Gericht Hilchenbach wird im Zuge einer Justizreform in das Kreisgericht Siegen eingegliedert; in Hilchenbach verbleibt eine Gerichtskommission.
1850
Die Stadt betreibt in der Addebach eine Bleierzgrube mit dem Namen "Florenburg".Es wird die wiedererrichtete Kirchspielschule auf dem alten Platz neben der Kirche bezogen.In Hilchenbach werden 14 Gast- und Schankwirtschaften gezählt. Die Arbeitszeit in den Gerbereien und Leimsiedereien beträgt täglich 11 Stunden.
1851
Der Ausbau der Brachthäuser Landstraße auf Hilchenbacher Gebiet ist fertiggestellt.
1853
Bildung eines Frauen- und Jungfrauenmissionsvereins.
1854
Gründung der Hilchenbacher Stadtsparkasse, die 1979 ihr 125-jähriges Jubiläum feiert. Dem Buchbinder Wesener wird eine Leihbibliothek genehmigt. Zu dieser Zeit bestehen im Ort 11 Gerbereien und 4 Leimsiedereien. Der "Verein zur Abschaffung von Leichenschmäusen" wird gegründet.
1855
Gründung eines Gesellen-Unterstützungsvereins. Die ersten Gemeindemitglieder treten aus der ev: Kirche aus. Das ist der Anfang der Freien evangelischen Gemeinde.
1858
Der Amtmann des Amtes Kirchhundem Hawerkamp übernimmt das Hilchenbacher Bürgermeisteramt. Zu diesem Zeitpunkt sind noch über die Hälfte der Häuser mit Stroh gedeckt. Die Stadtverwaltung zieht erstmalig in ein öffentliches Gebäude – die Fleckenschule - ein.
1861
Wilhelm Kraemer löst Bürgermeister Hawerkamp ab. Er verwaltet das Amt des Bürgermeisters nebenberuflich.
1863
Die beiden Türme der Evangelischen Kirche werden fertiggestellt. Die Firma F. W. Weiß, Dnls. Sohn beginnt mit der Leimfabrikation.
1865
Gründung des Hilchenbacher Turnvereins. Der in Hilchenbach ansässige Rechtsanwalt Joseph Pape gibt seine Gedichtsammlung "Der Trutznachtigall Lieder" heraus.
1866
Nach dem geltenden Dreiklassenwahlrecht wird der konservative Kandidat Heinrich von Achenbach – gebürtig aus Siegen – zum Preußischen Landtag gewählt.Gründung des Gesangvereins "Liederkranz".
1867
Einweihung des Hilchenbacher Lehrerseminars (3. Seminar in Westfalen). Der Unterricht findet zunächst in der Schule statt.
1868
Amtmann Julius Kocher übernimmt die Verwaltung des Amtes Hilchenbach.
1870
81 Hilchenbacher nehmen an dem Krieg gegen Frankreich teil. Zwei fallen, vier werden verwundet und zwei erhalten das Eiserne Kreuz.
1872
Die Firma Weiß und Münker eröffnet – zunächst in Vormwald, später in Hilchenbach – eine Drahtnagelfabrik. Gründung des Kriegervereins.
1873
Amtmann Julius Kocher wird in Personalunion auch Bürgermeister der Stadt Hilchenbach. Ein Arbeiterbildungsverein wird gegründet.
1874
Baubeginn am Rothenberg für das Gebäude des Lehrerseminars.
1875
Die von Bürgern der Stadt bisher versehene Nachtwache, die sog. "Stillwache", endet. Es werden zwei ständige Nachtwächter angestellt.
1877
Die Stadtverwaltung zieht in das neue Seminargebäude.
1878
Wiederherstellung des Amtsgerichts Hilchenbach.
1879
Die Verpflichtung aller Bürger zum Feuerlöschdienst erlischt. Es entsteht die Freiwillige Feuerwehr Hilchenbach.
1880
Die bei der Kirche neu erbaute Kleinkinderschule wird ihrer Bestimmung übergeben. In der Himbeerwiese gründen die Herren Weiß, Münker und Vollpracht ein Carburationswerk zur Umwandlung von Teeröl in Benzole und Leichtöl mit dem Namen "Raffinerie für Treibstoffe".
1883
Trennung der Verwaltung des Amtes Hilchenbach von der Stadt. Kocher bleibt Bürgermeister der Stadt, Amtmann des Amtes Hilchenbach wird Oberstleutnant a.D. Gustav Fuß. Bau der Sekundärbahn Kreuztal – Hilchenbach mit Bahngebäude.
1884
Einweihungsfeier dieser Bahn im Deutschen Hof.
1885
Landwirt Richard Becker gründet einen Vogelschutzverein, den späteren Tierschutzverein für Hilchenbach und Umgebung.
1886
Gründung des Schloßberg-Verschönerungs-Vereins unter Leitung von Bürgermeister Julius Kocher.
1887/89
Hilchenbach erhält eine zentrale Wasserleitung.
1890
Dem Lehrerseminar wird eine Präparandenanstalt angeschlossen.
1892
Gründung der Firma Friedrich Schrag, Großhandlung in Haus- und Küchengeräten. Später Betriebserweiterung zur Herstellung von Dach- und Wandbekleidungsflächen.
1894
Gründung einer freiwilligen Sanitätskolonne, die später in das Rote Kreuz eingegliedert wird.
1895
Die Gebr. Weiß erhalten das erste Auto in Hilchenbach.
1897
In der Druckerei Schmidt (später Leitel) erscheint die erste "Zeitung für das Ferndorftal" als Vorläufer der "Hilchenbacher Zeitung".
1898
Anfänge einer städtischen Kanalisierung. Der systematische Bau von Entwässerungsanlagen beginnt erst 1963 mit der Gründung des Abwasserverbandes Oberes Ferndorftal. Die heimische Industrie meldet dem Landrat zu Siegen die Fertigstellung von 30 Arbeiterwohnungen.
1899
Gründung einer Spar- und Darlehenskasse, die 1974 ihr 75-jähriges Jubiläum feiert und sich in Volksbank umbenennt.